Mikrobewegung ist die Bezeichnung für eine nicht wahrnehmbare Bewegung zwischen zwei scheinbar fest miteinander verbundener Körper.
In der Zahnmedizin erlangte der Begriff Mikrbewegung in der Implantologie besondere Bedeutung. Implantate sind künstliche Wurzeln, die in den Knochen verankert sind. Auf das Implantat kommt das Abutment, ein Verbindungselement zwischen Implantat und Krone. Auf das Abutment wird dann die Krone befestigt. Die Verbindung zwischen Implantat und Abutment ist heute (2013) mittlerweile in den meisten Fällen eine Konusverbindung. Vor ein paar Jahren dominierten den Markt Implantatsystemen mit Steckverbindungen, obwohl die Vorteile des Konuses schon seit ca. 20 Jahren bekannt sind.
Das heißt zwischen Implantat und Abutment ist ein feiner Spalt – eben ein Mikrospalt. Dieser in der Praxis nicht wahrnehmbare Spalt, spielt eine große Rolle in der Implantologie. Der Spalt wird von Bakterien besiedelt, der Zahnarzt merkt das nur am üblen Geruch bei der Abutmentreinigung. Um die Bakterienbesiedelung fortan zu halten, schmieren einige Ärzte diverse antibiotische Salben ins Implantat, bevor sie das Abutment auf schrauben.
Diese Pasten nützen nur kurze Zeit, denn durch das kauen findet zwischen Abutment und Implantat eine Mikrobewegung statt, dies wirkt wie eine Pumpe und bald ist der Spalt wieder von Keimen und deren Stoffwechselprodukten besiedelt. Durch den Pumpeffekt wird die Bakteriensuppe immer wieder nach außen befördert, das führt zu einem initialen Knochenabbau, dieser ist typisch bei Implantaten mit Steckverbindungen. Mikrospalt und die damit verbundene Mikrobewegung findet man nicht bei Konusverbindungen. Dies ist auch der Grund, wieso Konusverbindungen keinen Knochenabbau vorweisen, im Gegenteil, der Knochen wächst meistens bis zu dem Abutment.
Was ist mit Mikrospalten in der Füllungstherapie? Jede gute Zahnfüllung sollte verhindern, dass sich Bakterien niederlassen und so Karies verursachen können. Die Füllungen sollten also dicht mit dem Zahn abschließen. Das tun sie nur bedingt, aufgrund der starken Beanspruchung der Werkstoffe im Mund (Druck, Temeperaturunterschiede, Feuchtigkeit) entstehen bei den meisten Werkstoffen bald nach Füllungslegung Mikrorisse und Spalten. Schmerzen bekommen Sie erst, wenn die Karies am Zahnnerv angelangt ist – dann ist es aber zu spät, denn dann muss eine Wurzelbehandlung durchgeführt werden. Deshalb sollten Füllungen regelmäßig kontrolliert werden, wenn Sie Ihre Putztechnik optimieren, dann lohnt sich auch die Investition in zahnärztliche Werkstoffe, die sich nur sehr langsam bis gar nicht im Mund ändern, wie z.B. Gold, Titan und/oder Keramik.
Auch bei der Wurzelbehandlung spielt die dichte Versiegelung des Zahnes eine wichtige Rolle, die beste Wurzelbehandlung nützt nichts, wenn der Zahn von oben her mit einer undichten Füllung versorgt wird, Knochenentzündungen nach Jahren können die Folge sein.