Knochenaufbau – sowohl die Qualität als auch die Quantität des vorhandenen Kieferknochens sind für eine erfolgreiche Implantation entscheidend.
In vielen Fällen jedoch existiert zu wenig Knochenmasse für den optimalen Halt einer künstlichen Zahnwurzel bedingt durch Parodontitis, Unfälle oder andere Krankheiten. Es gibt heute zahlreiche chirurgische Techniken, um Kieferknochen aufzubauen. Man verwendet etwa körpereigenen Knochen, künstliches Knochenersatzgewebe oder ein Knochendehnungsverfahren, die sogenannte Distraktion.
Humaner Knochen heilt am besten, synthetische Materialien am schlechtesten ein. Bei der Verwendung von humanem Knochen kann man auf gereinigten Spenderknochen zurückgreifen – oder aber man verwendet eigenen Knochen.
Bei der Verwendung von eigenem Knochen, sollte der transplantierte Block aber eine gewisse Größe nicht überschreiten, denn ansonsten bildet sich der Großteil des transplantierten Knochens wieder zurück. Der Grund hierfür ist folgender:
In dem transplantierten Knochenblock befinden sich verschiedene Zellen. In dem Moment, in dem der Block entnommen wird, werden die darin befindlichen Zellen von der Nährstoffzufuhr abgeschnitten. Bei einem kleinen Block werden die Zellen bald nach der Transplantation aufgrund von Diffusion von der neuen Umgebung mit Nährstoffen versorgt. Ist der Knochenblock aber zu groß, dann reicht die Diffusion nicht aus um die innersten Zellen im Knochenblock zu erreichen, zudem dauert es Tage bis neue Blutgefäße ins Innere des Knochenblockes einwachsen.
Für die Zellen im Inneren des Blockes dauert dies zu lang, aufgrund von Nährstoffmangel sterben die Zellen im inneren des Knochenblockes ab. Die abgestorbenen Zellen werden sobald der transplantierte Knochenblock wieder mit Blutgefäßen durchwachsen ist von Immunzellen (diese kommen mit den neuen Blutgefäßen) abgebaut – es kommt zu einer Immunreaktion. Dabei baut das Immunsystem aber nicht nur tote Zellen ab, sondern leider auch den transplantierten Knochen.
Deshalb werden größere Knochenblöcke mirkovaskulär transplantiert, das heißt der Knochen wird mit dem darüber liegenden Muskel und dem versorgenden Gefäß entnommen und das Gefäß wird am transplantierten Ort an ein anderes Gefäß gekoppelt, somit wird die Nährstoffversorgung im Inneren des Knochenblocks gewährleistet, es sterben keine Zellen ab und der Knochenblock verliert nicht an Größe.
Die mikrovaskuläre Transplantation ist bei zahnärztlichen Operationen nicht notwendig, man kommt in der Regel mit kleinen Knochenblöcken aus, oder man verwendet gereinigten Spenderknochen, wo keine Immunantwort ausgelöst wird. Bei großen Tumorentfernungen wird auf die mikrovaskuläre Technik zurück gegriffen.
Jetzt verstehen Sie aber vielleicht wieso es Humbug ist gereinigte Knochengerüste (also synthetische, aber auch nicht synthetische) mit körpereigenen Zellen im Labor zu besiedeln. Dies macht man mit dem Argument, dass die Einzelzeit verkürzt werden soll. Aus dem vorher beschriebenen Grund macht dies aber überhaupt keinen Sinn, denn in dem Moment, in dem der Knochen aus der „optimalen“ Brutkammer – also dem Reagenzglas entnommen und im Menschen eingesetzt wird, beginnen die Zellen im inneren des Knochenblockes wegen der mangelnden Nährstoffversorgung in der ersten paar Tagen nach der Transplantation zu sterben und der Knochenblock somit „wegzuschmelzen“. Diese Methode ist zwar sehr interessant und klingt auch sehr gut, ist aber nur teuer und hat überhaupt keinen Nutzen. Aufgrund molekularbiologischen Unwissens wird diese Technik aber leider in vielen Spitälern mit viel Energie und Geld verfolgt – aussichtslos!
Ein weiteres Problem beim Knochenaufbau ist ein Patient mit Restzähnen und horizontalem Knochenabbau – z.B. Parodontitis Patienten. Damit Knochen anwächst braucht man Blut. Stellen Sie sich eine vertikale Knochentasche vor, vertikal bedeutet, dass der Knochen sehr begrenzt fehlt, also z.B. nur an einem Zahn wie in dieser Animation gezeigt. Der Knochendefekt besteht aus 5 Seiten, vier davon sind Knochen – dieser ist gut durchblutet – ideal für das anwachsen von Knochenersatzmaterial. Eine Seite, nämlich jene wo die Zahnwurzel ist, ist nicht durchblutet – schlecht für das Knochenersatzmaterial – zudem ist dieser Bereich eine ideale Eintrittspforte für Bakterien, Speisereste und Speichel, denn das Zahnfleisch dichtet in diesem Bereich nach der Operation schlecht ab – all dies schädigt die Einheilung des Knochens.
Zwar können solche isolierten Defekte mit den heutigen Techniken vereinzelt erfolgreich behandelt werden, ist aber der Knochen über das ganze Kiefer – also horizontal und nicht vertikal abgebaut, dann ist eine Behandlung nicht möglich, denn es fehlen die gut durchblutenden „Knochenseiten“.
Deshalb muss man sich immer, bevor man Knochen aufbauen will, mit der Restbezahnung und dem angestrebten Ziel auseinandersetzen. Die einzelnen Beiträge zu den verschiedenen OP Techniken können Sie unter den entsprechenden Suchbegriffen finden z.B.:
- Sinuslift
- Osteodistraktion
- Onlayaugmentation
- Inlayaugmentation
- Rezessionsdeckung
Alternativen zu der Knochenaufbauoperation wäre auf Implantat getragenen Zahnersatz zu verzichten und sich eine Teilprothese und/oder Totalprothese anfertigen zu lassen.
Die Risiken der Operation sind bei einem erfahrenen Operateur vernachlässigbar klein, trotzdem kann es natürlich in Einzelfällen zu Komplikationen kommen, die dann eventuell weitere Maßnahmen erforderlich machen. Bei jeder weiteren erforderlichen Maßnahme kann es wiederum zum Auftreten von Komplikationen kommen, die dann im Verlauf lebensbedrohlich sein können. Hier werden nur die speziellen Komplikationen des Knochenaufbaus besprochen, diese wären z.B.:
- bei Verwendung von Fremdmaterial besteht, abhängig von der Aufarbeitung des Materials, das Risiko einer Krankheitsübertragung
- nichteinwachsen des Materials
- Knochenentzündungen – Osteomyelitis
- Verletzung umgebender Strukturen wie Zunge, Wange, Nerven, Blutgefäße, Nachbarzähnen und Nachbarwurzeln mit den jeweiligen Folgen
Zum Glück sind solche Komplikationen aufgrund der positiven Entwicklungen in der Medizin der letzten Jahrzehnte und bei genauer Planung, sehr selten geworden.