Glasionomer Zemente sind spezielle Füllwerkstoffe in der Zahnheilkunde.
Mehr zum Thema Füllungswerkstoffe finden Sie z.B. im gleichnamigen Beitrag! Nachdem immer weniger Amalgam eingesetzt wird, bieten sich die Glas-Ionomer Zemente aufgrund ihrer einfachen Verarbeitung als willkommene Alternative an, jedoch sind heute Glas-Ionomer Zemente als Amalgamersatz wissenschaftlich nicht haltbar. Ursprünglich wurden Glas-Ionomer Zemente für die Dritte Welt entwickelt, man wollte ein Füllungsmaterial, bei dem man nicht bohren musste, durch die Einführung der sogenannten hochviskösen (HGIZ) oder stopfbaren Glas-Ionomer Zemente Mitte der 90 Jahre bekam diese Entwicklung vorerst einen letzten Schub. Diese Glas-Ionomer Zemente Klasse wurde in erster Linie für die ART-Technik (= Atraumatic Restorative Treatment) konzipiert, also das legen von Füllungen ohne Zahnarztstuhl. Der Zement wird einfach in den Zahndefekt gedrückt – beispielsweise für zahnärztliche Programme in Entwicklungsländern. Glas-Ionomer Zementen kleben nämlich ein wenig an der Zahnhartsubstanz und geben Fluorid ab, dadurch kann die Kariesläsion verlangsamt werden. Die Fluoridabgabe nimmt jedoch mit der Dauer der Trageperiode innerhalb der ersten Wochen kontinuierlich ab, wenn nicht durch externe Fluoridzufuhr das „Akku“-Phänomen ausgenutzt wird. Wird die Füllung von außen wiederum z.B. mit einem Fluoridlack bestrichen, dann „lädt“ sich die Füllung mit Fluoridionen auf und gibt diese an den Zahn/Kariesläsion ab. Aus diesem Hintergrund heraus haben sich die heutigen Glas-Ionomer Zemente vor allem in der Kinderzahnheilkunde etabliert, Glas-Ionomer Zemente können schnell und einfach gelegt werden, ein Umstand den Kinder schätzen!
Chemisch gesehen bestehen Glas-Ionomer Zemente aus einem Glas (Calcium-Aluminium-Fluoro-Silicatgläser), das mit Polyacrylsäure reagiert. Nach 24 Stunden Härtung endet die Synthese mit der Bildung eines dreidimensionalen, räumlich vernetzten und damit auch stabilen Aluminium-Polycarboxylatkomplexes. Bevor es aber zu chemisch wird widmen wir uns den Einsatzgebieten. Sowohl Milchzähne als auch bleibende Zähne können mit diesem Werkstoff für ca. 2-5 Jahre gut versorgt werden. Als permanentes Füllungsmaterial sind Glas-Ionomer Zemente aufgrund ihres starken Abriebs und geringen Biegefestigkeit aber leider nicht geeignet. Nach 2-5 Jahren muss die Füllung aufgrund Auswaschens und/oder Undichtheit erneuert werden – beim herausbohren kommt es unweigerlich zum Zahnhartsubstanzverlust. Dadurch werden die Füllung immer größer und der Zahn kleiner, irgendwann kommt es dann zur Wurzelbehandlung, wird diese nicht ordnungsgemäß durchgeführt und/oder der Zahn wiederum nur günstig versorgt, dann ist meist nach Jahren Zahnverlust die Folge. So geht es Zahn um Zahn und mit 60 ist sie dann da, die Totalprothese – eine typische Zahnpflegekariere.
Diese Zusammenhänge werden in den Beiträgen Zahnanomalien, Plaque, Wurzelbehandlung und Karies erklärt. Wenn Sie diese Zusammenhänge verstanden haben, zudem Ihre Putzgewohnheiten ändern, dann zahlt sich die Investition von Gold-/Keramik-/Titaninlays aus. Natürlich muss dann das Inlay ordnungsgemäß gelegt werden, denn sonst entsteht wiederum Karies, selbst bei optimaler Putztechnik. Sprich der Zahnarzt muss gründlich arbeiten – wie können Sie das prüfen? Ganz einfach, sehen Sie sich den Beitrag Keramikinlay an!