Sehr geehrter Herr DDr. Belsky,
vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen. Doch ich müsste Ihnen bezüglich meiner Geschichte noch einige Fragen stellen.I
Ich mußte nach dem Ziehen meines 5er´s weiterhin 3x täglich Parkemed 500 nehmen (große Schmerzen). Bei einem nochmaligen Röntgen wurde mir dann gesagt, dass der danebenliegende 6er (bekam im Juli 2008 ein neues Keramikinlay) sehr auf Klopfen reagiert und wahrscheinlich wurzelbehandelt gehört. Ich bekam Augmentin, welche ich wegen starkem Durchfall nach zwei Tagen einstellen mußte. Nun meine Frage: Was heißt wahrscheinlich? Kann man auf einem Röntgenbild so etwas nun erkennen oder nicht und wenn ich eine Wurzelbehandlung benötige, wird dann mein neues Inlay zerstört oder gibt es andere Möglichkeiten? Wurde mir vielleicht der falsche Zahn gezogen? Und eines wüsste ich noch gerne zu meinem Eiterherd. Wie kann ein Arzt mich behandeln, wenn er lediglich ein Panoramaröntgen macht auf dem der Eiterherd nicht zu sehen ist und wie komme ich zu einem CT. Sogar auf der Kieferchirurgie im SMZ-Ost wurde mir gesagt, sie hätten kein CT. Meine letzte Frage zu dem Implantat. Mir wurde gesagt, dass man um eine korrekte Implantation vorzubereiten unbedingt ein CT, d.h. eine dreidimensionale Aufnahme benötigt. Zwei andere Ärzte haben mir gesagt, dass Sie z.B. ein Sinuslift, einen Knochenaufbau usw. lediglich aufgrund eines Panoramaröntgens machen. Bitte was soll ich jetzt glauben.
Vielen herzlichen Dank im Voraus für Ihre Antwort und für Ihre kostbare Zeit.
Herzliche Grüße
Samira
Liebe Samira!
Ob die 5er unnötig gezogen wurden oder nicht, kann ich Ihnen aufgrund Unkenntnis der Krankengeschichte jetzt nicht beantworten … ich hoffe und nehme aber an, dass es eine Indikation zur Extraktion gab, man zieht keine Zähne nur weil sie weht tun …:(
Klopfempfindlichkeit bedeutet, dass der Zahnnerv – z.B. durch den Beschliff oder die Chemikalien, geschädigt wurde (das kann vorkommen) und abgestorben ist. Das kaputte Nervengewebe (Nekrose) verursacht im Knochen eine Entzündung – rund um die Wurzeln – der Zahn wird klopfempfindlich … das sieht man nicht im Röntgen (ev. erst nach Monaten) – braucht man aber auch nicht, denn man hat ja eh 2 Befunde die für die Diagnose und somit Therapie ausreichen (Klopfmpfindlichkeit und Schmerzen) – eine WB ist die Therapie ….
Zum Sinuslift … nun an sich braucht man kein CT, außer es liegen irgendwelche anatomischen Besonderheiten vor … aber …. und nun hole ich ein wenig aus …
Jemand der regelmäßig Sinuslifts macht, für den wird es kein Problem sein anhand eines OPTG die OP zu planen und zu machen – auf den Unikliniken gibt es viele junge Ärzte, die Themen brauchen z.B. für Habilitationen – deswegen wird dort häufig routinemäßig ein CT geschossen und es wird auf Teufel komm raus geplant usw. die Daten werden dann häufig für Studien verwendet … der so entstandene “Standard” wird dann auf Kollegen die “draußen” in Ordinationen arbeiten zum Teil übertragen – nach dem Moto – zwei Kollegen auf einem Kongress und der eine:”was du machst kein CT vor Sinuslift…” und so passen sich einige an, andere wiederum nicht … einige können es besser, andere nicht … trotzdem können auch bei denen, die bisher gut ohne CT fuhren Fehler passieren …
Beispiel:
Patient kam zu mir, in der Anamnese unauffällig, OPTG (im nachhinein auf den 2 Blick) dezent verschattet … ich begann mit der OP … während der OP stellt sich heraus, dass in der Kieferhöhle Schwammerln wachsen und die Kieferhöhle voller Eiter war … wir brechen ab, mit einem CT hätte ich es vorher gesehen … der Patient berichtet erst nach der OP er hätte immer wieder Sekretausfluß aus der Nase gehabt und ein Druckgefühl – über Jahre …. das erfuhr ich aber eben nach der OP ….
Mein Fehler ich habe nicht genau nachgefragt; Patient sein Fehler er hat nicht alles erzählt – wir sahen das beide zu “locker” mit einem CT hätte ich es gesehen … wäre der Patient nun gemein, dann könnte er zum Anwalt und der würde Kapital daraus machen … ich würde wahrscheinlich irgendwann alle zum CT verdammen – oder auch nicht …..
aber … gegen das CT sprechen auch gewisse Aspekte und das nicht nur die Strahlenbelastung. Solche Untersuchungen belasten unser Gesundheitswesen – finanzielle Aspekte, zudem verliert der Arzt immer mehr die Gabe des beobachten und einfühlen … früher hörte man Patienten mit dem Ohr ab, griff die Leute an, knetete sie durch und bildete sich so seine Meinung, der Patient hatte das Gefühl da ist wer, der sich um ihn kümmert …. heute werden von Maschinen Bilder hergestellt und über kilometerlange Leitung zum Bildschirm des Behandlers gejagt …. die Empathie, das menschliche schwindet dadurch immer mehr.
Für beide zum Nachteil, der Arzt wird immer mehr Handlanger von Diagnosegeräten, der Patient vermiest die menschliche Seite an der Medizin – das gibt wiederum der sogenannten “komplementär” Medizin auftrieb … aber das ist ein anderes Thema …
Nun ich mache heute nach wie vor keine CT aber ich befrage genauer und erst bei einem Verdacht auf mögliche Komplikationen mache ich ein CT … das soll jetzt nicht heißen ich bin gegen moderne Diagnostika, aber man sollte diese nicht wahllos einsetzten und schon gar nicht, damit man besser vorm Richter dasteht … ich denke man hat eine Verantwortung gegenüber dem Patienten und der Gesellschaft … vielleicht verstehen Sie nun wieso der eine A und der andere B sagt, im Grunde haben alle Recht, nur eben aus verschiedenen Perspektiven …
Nachtrag: Fehler passieren auch mit CT …