Folgender Sachverhalt:
Frühjahr 2008
Routineuntersuchung. Diagnose: Füllung am 6er oben rechts muss mittelfristig erneuert werden.
Sommer 2008
Beschwerden an dem o.g. Zahn. Zahn wird aufgebohrt mit einem Medikament ruhig gestellt. Karies war wohl sehr tief
07.11.2008
Kunststofffüllung an dem o.g. Zahn.
25.11.2008
6er schmerzt erneut. Wurzelbehandlung
28.11.2008
Spülung, medikamentöse Einlage
02.12.2008
6er weiter Druckempfindlich, Spülung, medikamentöse Einlage
+ Antibiotika 10 Tage gegen Wurzelentzündung
04.12.2008
6er schmerzt stark, Zahn wird geöffnet und offen gelassen
09.12.2008
6er wird wieder prov. Verschlossen, medikamentöse Einlage
16.12.2008
• 6er hat sich beruhigt. Jedoch kribbelt es manchmal noch ein bisschen im Zahn. Gefühl: also ob dort ein Fremdkörper festsitzt.
• Starkes Brennen, Jucken und Druckgefühl im Zahnfleischbereich oben links. Am 4er und 5er Karies entdeckt. Gebohrt, tiefes Karies, Kunststofffüllungen
19.12.2008
Immer noch starke Brennen, Jucken und Druckgefühl im Zahnfleischbereich oben links und teilweise oben rechts. Der Schmerz wird auf die Betäubungsspritzen geschoben.
29.12.2008
Zeitweise hat sich Zahnfleisch etwas beruhigt. Jedoch am 29.12.2008 akute Schmerzen im Hinteren Zahnfleischbereich oben links. Zahnarzt-Vertretung kann nichts erkennen, macht einen Homopatischen Verträglichkeitstest (Energietest?) und vermutet, dass eine Kunststoffallergie vorliegt.
31.12.2008
Zahnarzt aus Urlaub zurück. Diagnose starke Zahnfleischentzündung in den Zahnzwischenräume um den 6er oben links. Mehrtägige Behandlung mit Kortison. Zusätzlich sehr intensives Putzen und Reinigen der Zähen mit Zahnseide etc. Zahnfleischbluten in mehreren Zahnzwischenräumen
01.01.2009 –
22.01.2009
Zeitweise Besserung. Jedoch andauerndes dumpfes, taubes, kribbelndes Gefühl am Oberkiefer unter dem Zahnfleisch im Bereich der jeweiligen 4er bis 7er.
Wurzelbehandelter 6er immer noch unruhig. Weitere Spülungen.
23.01.2009
Professionelle Zahnreinigung + Antibiotika gegen Zahnfleischentzündung.
27.01.2009
Keine Besserung. Säubern der Zahntasche hinter dem 7er oben links.
30.01.2009
Extrem starke Schmerzen und Kälteempfindlichkeit an dem 2er und dem 6er oben links. Ich habe schon seit Monaten auf die Kälteempfindlichkeit des 2ers hingewiesen. Jedoch sagte mir der ZA wiederholend, dass die Füllung im Zahn ok sei und es wohl an den empfindlichen Zahnhälsen liegen würde.
2er wurde geöffnet und sehr tiefes Karies festgestellt. Medikamentöse Einlage und provisorisch verschlossen. 6er Kunststofffüllung auf der Kaufläche.
31.01.2009
2er extrem Berührungsempfindlich und wärmeempfindlich. Der Zahn wurde Wurzelbehandelt. Der Nerv war wohl schon am bluten. Diagnose: Der 2er könnte in die linke Ecke ausstrahlen und für die Beschwerden verantwortlich sein
02.02.2009
Über das Wochenende starke Schmerzen aus den Zahnzwischenräumen um den 6er oben links. Kälteempfindlich und teilweise stechend Schmerzen (Schmerz nicht bestimmbar, ob Zahnfleisch oder Zahn).
Der Zahnarzt öffnet den Zahnzwischenraum zwischen dem 6er und dem 7er. Konnte dort wohl nichts feststellen und fertigt zwei provisorische Füllungen mit Heilzement.
Spülung am Wurzelbehandelten 2er
06.02.2009
Wurzelbehandelter 2er ist noch relativ empfindlich. Weitere Spülung und Medikament.
Weiter undefinierbare Schmerzen um den 6er. Zahnarzt wechselt die Kunststoffüllungen am 4er und 5er aus und endeckt im Zahnzwischenraum zwischen dem 5er und 6er ganz unten an der Seite des 6ers ganz tiefes Karies!!. Neue Kunstofffüllung.
Auf die Frage, ob man das Karies nicht schon viel früher entdecken konnte, meinte der ZA, dass man es auf Rötgenbilder nicht erkennen konnte
08.02.2009
linke Seite ist weiterhin sehr unruhig. Vielleicht eine leichte Besserung. Insbesonder um den 6er brodelt es noch.
Bestehende Beschwerden:
– Druckgefühl, Taubheitsgefühl und Kribbeln oben rechts und links unter dem Zahnfleisch. Zentrum jeweils der 6er
– Morgens nach dem Aufstehen meistens beschwerdefrei, im Laufe des Tages wird es zunehmend schlimmer
– Auf der Linken Seite auch teilweise Wundschmerz und Kälteempfindlichkeit
Auf der Rechten Seite Taubes Gefühl um den wurzelbehandelten 6er. Leicht empfindlich bei Berührung. Gefühl, als würde in den Zahnzwischenräumen um den 6er ein Fremdkörper sitzen. .
Ich weiß nicht mehr weiter.
Meine Frage ist es normal, dass man bestimmte Kariesdefekte auf Rötgenbilder nicht erkennt? Der ZA findet irgendwie jedes mal etwas Neues.
Vielleicht haben Sie noch eine Idee, wovon diese Beschwerden kommen könnten. Vielen Dank schon mal.
Liebe Cyberlion!
Meine Frage ist es normal, dass man bestimmte Kariesdefekte auf Rötgenbilder nicht erkennt? Der ZA findet irgendwie jedes mal etwas Neues.
Karies sieht man schon auf dem Röntgen … klingt komisch …
Da Sie ja anonym sind, kann ich frei von der Leber schreiben, wobei ich nicht will, dass Sie das in die falsche Kehle bekommen … kann sein, dass ich völlig falsch liege, ich kann Ihnen nur sagen, was wir so gelernt haben … soll nun auch nicht heißen, dass Sie ein Todel sind und sich die Schmerzen “einbilden”, aber
– Morgens nach dem Aufstehen meistens beschwerdefrei, im Laufe des Tages wird es zunehmend schlimmer
spricht für psychische Begleitkomponente, denn eine somatische Störung würde immer gleich “weh” tun …
Ich denke Ihr ZA ist bemüht und versucht Ihnen zu helfen, da er aber nichts findet (ist jetzt eine Annahme meinerseits) macht er halt was … ist sicher falsch – wenn es so ist – ist aber gut gemeint …
Nun meiner Meinung nach sollte man klären …
[LIST=1]
[*]kann es sein, dass Sie psychisch – unabhängig des Zahnproblems – belastet sind/waren (Beziehung, Kinder, Job, ….)
[*]besteht ein Zahnproblem
[/LIST]
Ersteres können Sie sich selber am Besten beantworten, wegen zweiterem würde ich zu einem anderen Kollegen gehen und mir zusätzlich eine andere Meinung einholen …
Die Psyche auf alle Fälle nicht ausgrenzen, wenn der Kreislauf mal Probleme macht – Herz nicht will, dann sagen wir halt – naja Herzproblem … die Psyche wird auch von einem Organ “gemacht” – Hirn, auch das darf manchmal müde werden … also bevor Ihr ganzes Gebiss nun “zerbohrt” wird, tief durchatmen und kurz reflektieren … wenn keine psychische Ursache ersichtlich, dann auf alle Fälle anderen ZA um Rat fragen … wenn Psyche Kofaktor/Auslöser, dann z.B. [URL=”http://www.vereinbasis.com/”]Psychotherapie[/URL] als Begleittherapie wählen …
Ersteinmal vielen Dank für Ihre Antwort!
Eine psychische Ursache würde ich bei mir auschließen. Mir geht es eigentlich sehr gut. Es bestehen keinerlei belastenden Situationen. Was auch dagegen spricht, dass der Zahnarzt z.b vor der Wurzelbehandlung des 2er ja wirklich etwas gefunden hat. Der Zahn war definitiv extrem berührungsempfindlich und Temperaturempfindlich. Nach der Wurzelbehandlung hörten diese Schmerzen ja auch auf. Auch an dem 6er links, hat der ZA wohl wirklich tiefes Karies gefunden. Er meinte, dass man bei mir dass nicht immer sogenau auf dem Röntgenbild sehen kann, da meine Backenzähne sich hinten auf dem Bild überlagern. Ich werde Donnerstag die Meinung eines zweiten Zahnarztes einholen. In einem anderen Forum wurde mir von einem Ihrer Kollegen aufgrund meiner Beschreibung zu 98% eine Neuropathie des Trigeminus diagnostiziert. Er ist der Meinung, dass die Sympthome (morgens fast beschwerdefrei / druck, brennen und stechen) typisch dafür wären.
Was halten Sie von dieser Diagnose? Ist es möglich das die Beschwerden davon kommen könnten?
Ich bedanke mich schon einmal im Voraus. Vielen Dank!
Liebe Cyberlion!
Ich habe während meiner Zeit im AKH eine Gesichtsschmerzambulanz „aufgezogen“ , wo HNO, Neurologen, Gesichtschirurgen, Anästhesisten, … eng zusammen arbeiteten …
Die TN wird leider sehr häufig als „Rettungsdiagnose“ genannt … meistens um sich und den Patienten zufrieden zu stellen … sogar die Behandlung nützt meistens zu Beginn, auch wenn es sich um keine TN handelt ….
Das soll nicht heißen, dass Sie keine TN haben, aber lesen Sie sich die unteren Formen und Symptome durch, trifft das auf Sie zu, dann könnte es eine sein, wenn nicht, dann ist es was anderes … zur Info: es gibt unzählige Neuralgien im Gesicht … zumindest wissen wir nun, dass es kaum die Psyche ist ….
Bei der TN hat man immer eine auslösende Ursache – einen sogenannten Trigger. Eine TN ist gekennzeichnet durch anfallartig, meist einseitig auftretende Schmerzen im Versorgungsgebiet des N. trigeminus, evtl. mit Kontraktionen der mimischen Muskulatur (früher Tic douloureux), Rötung des Gesichts, Tränen- u. Schweißsekretion.
Man unterscheidet zwei Formen:
[B]klassische TN. (früher idiopathische. T.): [/B]
Auftreten meist nach dem 50. Lj., besonders bei Frauen; betroffen sind vor allem N. maxillaris u. N. mandibularis (2. u. 3. Ast des N. trigeminus);
[U]Symptome:[/U] spontan auftretende sekundenlange Schmerzattacken; [B]Auslösung durch versch. Reize[/B] (Kälte, Sprechen, Niesen, Berührung best. Hautareale, sog. Trigger-Zonen); schmerzfreie Intervalle zwischen den Anfällen; Hyperpathie (Bei der Hyperpathie besteht eine schmerzhafte Überempfindlichkeit gegenüber allen örtlichen Reizen, wobei aber die Schmerzreizschwelle im Gegensatz zur Hyperalgesie insgesamt erhöht ist. Auch hält der Schmerz über die Reizzeit hinaus an.). Zudem haben Sie eine Druckschmerzhaftigkeit der Nervenaustrittpunkte
[B]symptomatische. TN: [/B]
Auftreten meist vor dem 40. Lj. bei Erkrankungen der Augen (z. B. Glaukom) od. Zähne, Sinusitis, Kollagenosen, Stoffwechselkrankheiten, Intoxikationen, bei mechan. Schädigung des Nervs durch Fraktur, Kompression, Hirntumoren, i. R. von Infektionen (z. B. Gradenigo-Syndrom); möglicherweise in Zustand mit Gefäß Erkrankunge u. Multipler Sklerose;
[U]Symptome:[/U] Schmerzanfälle u. U. beidseitig u. v. a. auch im Bereich des N. ophthalmicus (Auge); meist Dauerschmerz nach deren Abklingen; evtl. Sensibilitätsstörungen u. neurolologische Ausfälle;
[CENTER][IMG]http://www.denta-beaute.at/zahnforum/attachment.php?attachmentid=85&stc=1&d=1234282024[/IMG][/CENTER]
Mit anderen Worten, bei der ersteren findet man keine Ursache, bei der zweiteren schon …. Haben Sie Trigger? Sind die Schmerzen anfallartig, spitz, stechend …? Haben Sie sonstige Symptome?
Nochmals danke für Ihre Bemühen. Ich weiß das sehr zu schätzen!
Anfallartig sind die Schmerzen nicht. Eigentlich gleichbleibend, manchmal stärkere Phase manchmal schwächere. Der Arzt meinte das man die Neuropathie des Trigeminus (atypischer Gesichtsschmerz) nicht mit der Trigeminus-Neuralgie verwechseln darf. Auf dieser Internetseiten ist das Phänomen kurz beschrieben AWMF online – Leitlinie Neurologie: Anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerzurl=http://www.neuro24.de/ks13.htm]Atypischer GesichtsschmerzIch habe davon vorher auch noch nie etwas gehört. Die Symptome würde bei mir passen, wobei sich der Schmerz auschliesslich auf der kiefer beschränkt. Es fühlt sich wirklich so an, als wäre das Zahnfleisch entzündet (druck, taubheit, brennen). Die Beschwerden sind morgens am geringsten.
Was mich nur stutzig macht, ob hier wirklich eine neurologische Erkrankung vorliegt, ist die Tatsache, dass definitiv Zahndefekte vorhanden waren und bei dem 2er der Zahnnerv mit allen Nebenerscheinungen (stark Berühungsempfindlich, temperatur empfindlich) schlussendlich so entzündet war, dass er wurzelbehandelt werden musste. Vielleicht hat das eine mit dem anderen aber auch garnichts zu tun. Ich hole mir wie gesagt eine zweite ZA Meinung ein, um weitere Zahndefekte auszuschließen.
Habe Sie von dieser Neuropathie des Trigeminus (atypischer Gesichtsschmerz) schon mal was gehört?
Vielen Dank schon mal!
Liebe Cyberlion!
Ich habe Ihnen hier eine kurze Zusammenfassung zusammengestellt bezüglich Schmerzen im Gesichtsbereich … ich habe die verschiedenen Migräne Typen, Clusterkopfschmerz, posttraumatischer Kopfschmerz, usw. absichtlich weggelassen, da für Sie uninteressant … auch habe ich die verschiedenen Differentialdiagnosen, Behandlungen, Entstehungstheorien und Mechanismen weggelassen und/oder ein gekürzt … sollten Sie zu einem Thema mehr Info wollen, einfach Bescheid geben.
[B]Cervikogener Kopfschmerz[/B]
Klinik
Obligate Symptome des cervikogenen Kopfschmerzes sind ein einseitiger und seitenkonstanter Schmerz, der durch bestimmte HWS-Bewegungen oder durch Druck auf spezifische Triggerpunkte (Ansatzpunkt des N. occipitalis major, Prozessus transversus HWK 4/5) ausgelöst wird. Er imponiert fast ausschließlich als kontinuierlicher und in der Intensität fluktuierender Dauerschmerz und kann von Attacken mit einer Dauer von Stunden bis Tagen überlagert sein. Der Schmerz ist von mäßiger bis schwerer Intensität und von dumpfer oder ziehend-bohrender Qualität. Er strahlt typischerweise vom Nacken nach fronto-temporal oder okulär aus, überwiegend aber nicht radikulär in Schulter und Arm. Fakultative Begleitsymptome sind Übelkeit und Brechreiz, ein unspezifischer Schwindel, eine diskrete Phono- und Photophobie und nur selten Schluckstörungen oder ein ipsilaterales Schleiersehen. Differentialdiagnostisch sollte neben der Migräne vor allem die seltene Hemicrania continua durch einen probatorischen Behandlungsversuch mit Indomethacin abgegrenzt werden.
Epidemiologie
Verlässliche Daten zur Prävalenz und Inzidenz fehlen. Der überwiegende Anteil der Studien wurde in Kopfschmerzzentren durchgeführt, wobei die Häufigkeit zwischen 1-15% schwankte. Nicht selten (bis zu 17%) ist eine Kombination mit anderen Kopfschmerzen, wie z.B. einer Migräne oder einem Spannungskopfschmerz. Ein Überwiegen des weiblichen Geschlechtes mit ca. 2/3 zeigte sich bei fast allen Autoren.
Ätiologie
Vom Hinterkopf und Nacken gelangen Afferenzen über die Rr. dorsales C2-C5 in das Rückenmark, wo sie im Tractus dorsolateralis der Substantia gelatinosa in das Hinterhorn eintreten und sich dabei mit den Fasern des Tractus spinalis nervi trigemini vermischen. Die morphologische und funktionelle Vermischung von spinalen Hinterhornfasern mit denen des Trigeminus im Sinne einer „cerviko-trigeminalen Schaltstelle“ ist verantwortlich für die Weiterleitung von Schmerzimpulsen von cervikal nach frontal. Bildgebende Verfahren sollen symptomatische Ursachen ausschließen. Hierzu gehören die basiläre Impression, Übergangsanomalien, eine rheumatoide Arthritis mit ggf. atlanto-axialer Subluxation, eine cervikale Myelopathie oder knöcherne Tumoren. Als weitere Ursache von Nackenschmerzen gelten z.B. ein Neurinom in Höhe C1-C2, venöse Plexus, arterielle Gefäßschlingen, arteriovenöse Malformationen jeweils in Höhe der oberen Cervikalwurzeln, eine Dissektion der A. vertebralis, selten auch der A. carotis interna oder auch eine einseitige retropharyngeale Tendinitis.
[B]Auriculotemporalis-Syndrom[/B]
Das Auriculotemporalis-Syndrom wird öfters auch als Auriculotemporalis-Neuralgie bezeichnet. Der Nerv auriculotemporalis ist ein Ast des N. mandibularis, er zweigt nahe der Flügelgaumengrube ab und gelangt zwischen Kiefergelenk und Meatus acusticus unter die Parotis, wo er sich auf zweigt.
Das Schmerzbild ist charakterisiert durch anfallsartig auftretende brennende Schmerzen prä- und periaurikulär und vor allem an der Schläfe. Der Patient verspürt im betroffenen Bereich ein Wärme- oder Spannungsgefühl.
Diagnostisch richtungweisend ist eine Hautrötung und Hyperhidrose (= vermehrtes Schwitzen) im Ohr – Schläfenbereich, ausgelöst durch örtliche Reizung des Nervs sowie durch bestimmte Speisen (sog. Geschmacksschwitzen = gustatorisches Schwitzen). In der Regel liegt beim Auriculotemporalis-Syndrom anamnestisch eine Parotiserkrankung vor, meist entzündlicher Natur. Auch Verletzungen der Parotis sollen zu diesen Gesichtsschmerzen führen können.
[B]Glossopharyngeus-Neuralgie[/B]
Das Schmerzbild der Glossopharyngeus-Neuralgie ist gekennzeichnet durch streng einseitige paroxysmal (= anfallsartig) einschießende, heftige Schmerzsensationen, die vorwiegend im Bereich des Rachens, des weichen Gaumens und des Zungengrundes auftreten, manchmal auch mit Ausstrahlung zum Ohr hin oder in die Zähne. Eine weitere Ähnlichkeit mit der Trigeminusneuralgie besteht darin, dass oft Triggermechanismen im Schmerzbereich vorliegen. Die Diagnose ist einfach, wenn durch Spateldruck in der Tonsillenregion eine typische Schmerzattacke ausgelöst werden kann. Teilweise geben die Patienten an, dass auch durch Gähnen oder ausgedehnte Zungenbewegungen Attacken ausgelöst werden können. Synkopen und Herzstillstände sind beschrieben, dürften jedoch äußerst selten sein. Manchmal strahlen die Beschwerden zum Mastoid aus, was zur Verwechslung mit der Intermedius- Neuralgie führen kann. Wie bei der Trigeminus- Neuralgie kommen auch schmerzfreie Intervalle vor.
[B]Laryngeus-superior-Neuralgie[/B]
Das Schmerzbild der Laryngeus-superior-Neuralgie ist gekennzeichnet durch heftige, attackenförmige Beschwerden, die in der Regel sekundenlang (bis zu 2 Min) anhalten. Die Beschwerden werden hauptsächlich im seitlichen Kehlkopfbereich verspürt, nicht selten aber dominieren die Ausstrahlungen zum Unterkiefer (Kieferwinkel) bis zum Ohrläppchen oder Gaumen und geben dann zur Verwechslung mit der Glossopharyngeusneuralgie Anlass. Es bilden sich typische Triggermechanismen (= Auslösemechanismen) wie Schlucken, Sprechen, Husten oder starkes Gähnen aus. Wie bei der Trigeminusneuralgie sind im Langzeitverlauf auch schmerzfreie Intervalle möglich. Die Beschwerden treten streng einseitig auf.
[B]
Neuralgie des Ganglion pterygopalatinum (Sluder-Neuralgie)[/B]
Diese Gesichtsschmerzen sind charakterisiert durch länger dauernde Attacken (bis zu 20 min, selten länger) die sowohl am Tage als auch in der Nacht auftreten können. Betroffen sind einseitig die Orbita, der innere Augenwinkel und die Nasenwurzel, oft mit Ausstrahlungen zum Oberkiefer, Rachen und Ohr. Als charakteristisch gilt ein anfallsartiger heftiger Niesreiz (Soyka 1989). Wie bei der Cluster-Neuralgie tritt häufiger Tränen- und Nasenfluß auf. Oftmals lässt sich das Schmerzbild als Cluster- Kopfschmerz und Zervikalsyndrom auflösen, so dass die Sluder-Neuralgie als eigenständiges Syndrom umstritten ist (Thoden 1987).
[B]Nasoziliaris-Neuralgie (Charlin-Syndrom; Charlin-Sluder Syndrom)[/B]
Der Nervus nasociliaris ist ein sensibler Ast des N. ophthalmicus, der mit seinem Endast (N. infratrochlearis) die Unterlidschleimhaut sensibel versorgt. Die einseitig auftretenden Gesichtsschmerzen sind gekennzeichnet durch unterschiedlich lang anhaltende Schmerzattacken im Bereich des inneren Augenwinkels mit regelmäßiger Ausstrahlung zur Orbita und zum Nasenrücken, häufiger verbunden mit Augensymptomen (Keratitis, Iritis und Zyklititis). Während des Schmerzanfalls kommt es oft zu einer Rötung und verstärkten Schweißsekretion im Bereich der schmerzseitigen Stirnhälfte. Triggermechanismen sind beschrieben. Relativ selten besteht auch ein Dauerschmerzen. Ursache der Nasociliaris-Neuralgie ist z.B. eine Neuritis des Nervus nasociliaris und des Ganglion ciliare als Folge von Entzündungsprozessen im Nasen-Siebbein-Bereich mit einseitiger Rhinitis; Karotisaneurysma oder Dissektion; Störung im Ganglion ciliare. Wegen der Ähnlichkeit der Krankheitszeichen wird die Nasociliaris-Neuralgie häufiger mit der Sluder-Neuralgie verwechselt.
[B]Burning-Mouth-Syndrom[/B]
Das „Burning-Mouth-Syndrom“ (BMS) umfasst Gaumenbrennen, Zungenbrennen sowie Lippen- und Wangenbrennen. Es sind meist keine Veränderungen der Schleimhaut zu erkennen. Es beschreibt eine brennende Missempfindung im Mundbereich, häufig kombiniert mit Mundtrockenheit und Parästhesien. In 75 – 90 % aller Fälle sind Frauen mit einem durchschnittlichen Alter von 60 Jahren betroffen, meist als Totalprothesenträgerinnen. Systemische Ursachen sind bei etwa 5 % der Patienten; Spätdyskinesien, Vitaminmangel, Diabetes mellitus und Chemotherapie. Als lokale Ursache kommen unspezifische Schleimhautentzündungen unter der Prothesenbasis infrage, oft als allergische Reaktion fehlgedeutet. Kontaktallergien auf Zahnersatzmaterialien werden mit Hilfe eines Epikutantestes der im Mund befindlichen Materialien diagnostiziert. Die Beseitigung einer Stomatitis prothetica durch absolute Prothesenhygiene führt nur in Ausnahmefällen zum Verschwinden des Brennens. Es muss ferner überprüft werden, ob in zentrischer Kondylenposition eine störungsfreie Okklusion zustandekommt. Durch die Beseitigung okklusoartikulärer Disharmonien lassen sich jedoch nur in etwa 15 – 20 % der Fälle orale Missempfindungen beseitigen. Abzugrenzen ist der Lichen planus, bei dem die Patienten in der Regel kein dauerhaftes Brennen beklagen, sondern vielmehr ein Mundschleimhautbrennen, ausgelöst durch mechanische Irritationen. Die Ursache des Lichen planus ist weitgehend unbekannt. Angenommen wird, dass ein Virus diese Erkrankung auslöst. Eine Linderung der Beschwerden lässt sich durch absolute Hygiene und Ausschaltung mechanischer Reize erreichen.
[B]Neck-Tongue-Syndrom[/B]
Der Vollständigkeit halber muss unter Gesichtsschmerzen (chronische) auch dieses Schmerzbild aufgeführt werden (Schmerzen im Nacken und in der Zunge). Beim Nacken-Zungen-Syndrom (Neck-tongue-Syndrom) führt eine plötzliche Drehung der HWS zu einem scharfen einseitigen oberen Nacken- und Hinterkopfschmerz begleitet von einer vorübergehenden ipsilateralen Taubheit der Zunge. Pathophysiologisch wird eine induzierte Subluxation des atlantoaxialen Gelenkes mit Kompression der proprioceptiven Fasern der Zunge postuliert, die über den Plexus zervikalis und die zweite Zervikalwurzel das Halsmark erreichen. Obwohl selten, wurde das Syndrom von mehreren Arbeitsgruppen beschrieben und kann als gesichert gelten. Da die auslösende Halsbewegung in der Regel vermieden werden kann, benötigen die meisten Patienten keine Behandlung, gelegentlich wird eine Halskrawatte verwendet, Berichte über operative Behandlungen sind selten.
[B]Zosterneuralgie[/B]
Klinik
Diese neurokutane Erkrankung kann analog zur Herpes-Zoster-Radikuloneuritis (Gürtelrose) einen akuten Gesichtsschmerz (Gesichtsrose) auslösen. Bei einem Teil der Patienten persistiert der Schmerz länger als 6 Monate und wird dann als chronische postherpetischen Zosterneuralgie klassifiziert. Patienten mit postherpetischer Neuralgie klagen über drei verschiedene Schmerzarten. Eine neuropathische Komponente, beschrieben als monotoner kontinuierlicher Schmerz tritt nahezu immer auf und wird als brennend, tief quälend oder “Wundsein” im betroffenen Areal beschrieben. Etwas weniger häufig treten neuralgieforme, d.h. elektrisierend blitzartige, messerscharfe lanzinierende Schmerzen hinzu. Eine Allodynie, d.h. ein heller Schmerz, der durch leichteste Berührung (nicht jedoch durch festen Druck) entsteht, betrifft ebenfalls die Mehrzahl der Patienten und kann das unangenehmste Symptom sein. In dem betroffenen Gebiet sieht man nicht selten Hautnarben als Folge der Zostereffloreszenzen, die anästhetisch sein können. Der erste Trigeminusast ist bevorzugt betroffen. Bei 10-15 % aller Herpes zoster Patienten ist das Ganglion gasseri betroffen, bei etwa 80 % dieser Patienten ausschließlich der erste Trigeminusast. Beim Zoster ophthalmicus können Paresen der III., IV. und VI. Hirnnerven vorkommen, beim Zoster oticus mit Effloreszenzen im äußeren Gehörgang (Ramsay Hunt Syndrom) eine Fazialisparese (mit schlechter Prognose) oder Hörstörungen. Bei einigen Patienten können der weiche Gaumen oder die oberen Zervikalwurzeln betroffen sein.
[B]
Tolosa-Hunt-Syndrom und Pseudotumor Orbitae[/B]
Klinik
Beim Tolosa-Hunt Syndrom kommt es zu heftigen, einseitigen, periorbitalen bohrenden Schmerzen, die unbehandelt im Durchschnitt 8 Wochen anhalten. Zusätzlich treten zusammen mit dem Schmerz bzw. innerhalb von 2 Wochen Ausfälle eines oder mehrer die Augenmuskeln innervierenden Hirnnerven, des 1. oder 2. Trigeminusastes oder selten auch des N.opticus, N.facialis und N.acusticus auf. Definitionsgemäß kommt es bei hochdosierter Cortisontherapie innerhalb von 72 Stunden zu einer dramatischen Schmerzlinderung. Schmerzepisoden können mit und ohne Therapie rezidivieren. Zu den diagnostischen Kriterien gehört der definitive Ausschluss sonstiger Ursachen wie Metastasen, arteriovenöse Fisteln, Hypophysenadenome, Arteriitis, Diabetes mellitus (Differentialdiagnose der diabetischen schmerzhaften Ophthalmoplegie), und seltene Syndrome wie Aspergillose, Wegener`sche Granulomatose, Syphilis oder Lymphome.
Das gute initiale Ansprechen auf Kortison ist ein obligates, aber alleine kein hinreichendes Kriterium für die Diagnose eines Tolosa-Hunt-Syndroms. Klinische und ggfs. radiologische Verlaufskontrollen sind obligat. Das MR-Signalverhalten des Pseudotumor orbitae (s.u.) ist identisch. Falls 5 mm CT-Schichten keine hyperdense Läsion im Sinus cavernosus oder der Fissura orbitalis superior nachweisen können, sollte das CT mit überlappenden 5 mm oder nicht-überlappenden 1,5 mm Schichten in coronarer Schichtführung wiederholt werden. Angiographisch lassen sich unregelmäßige Verengungen, Abflachungen und Verlagerungen der intracavernösen Carotis nachweisen.
[B]
Atypischer Gesichtsschmerz[/B]
Klinik
Der atypische Gesichtsschmerz gilt als diagnostischer Sammelbegriff für anderweitig nicht klassifizierbare primär einseitige Schmerzsyndrome im Gesichtsbereich. Die International Headache Society definiert den atypischen Gesichtsschmerz als persistierenden Gesichtsschmerz ohne organische Ursachen. Neurologische Ausfallserscheinungen, insbesondere sensible Defizite oder andere körperliche Symptome fehlen. Die sog. atypische „Odontalgie“ und die „Glossodynie“ werden als Unterformen des atypischen Gesichtsschmerzes angesehen.
In mehr als der Hälfte ist der atypische Gesichtsschmerz einseitig, beim beidseitigen Auftreten seitenbetont. Es sind aber auch ein Seitenwechsel und ein Auftreten an mehreren Stellen gleichzeitig möglich, wobei die Oberkieferregion bevorzugt ist. Der Schmerz ist eher oberflächlich oder in der Tiefe lokalisiert oder beides gleichzeitig. Triggerzonen oder Auslösefaktoren (Stress oder Wetterwechsel) sind eher die Ausnahme. Der Schmerz unterbricht den Schlaf nur selten. Fast immer besteht ein täglicher, kontinuierlicher Dauerschmerz von wechselnder Intensität. Attacken sind selten. Die Schmerzqualität wird am häufigsten als bohrend, brennend, stechend, drückend und pulsierend angegeben, oft werden mehrere unterschiedliche Schmerzqualitäten beschrieben. Beklagt werden, ohne dass dies bei der neurologischen Untersuchung zu objektivieren ist, Dys- und Parästhesien im Schmerzbereich. Auffallend ist die Diskrepanz zwischen der Angabe unerträglicher Schmerzen und dem emotionslosen Verhalten des Patienten während seiner Schmerzschilderung. Der atypische Gesichtsschmerz kann nach Verletzung, Operation und Infiltration im Bereich des Gesichtes, der Zähne und des Gaumens auftreten und ohne fassbare organische Ursache persistieren. Die Patienten drängen nicht selten von sich aus auf Zahnbehandlungen, Ohr-Operationen, Injektions- und Infiltrations-Therapie mit konsekutiven Sekundärschäden an Geweben, Gelenken, Fascien, Muskeln und neuronalen Strukturen, wodurch das klinische Bild kompliziert und chronifiziert wird. Operative Eingriffe bewirken im wesentlichen keine lang anhaltende Verbesserung, die Mehrheit beklagt eher eine Verschlechterung.
Epidemiologie
Inzidenz, Prävalenz und Spontanverlauf des atypischen Gesichtsschmerzes sind nicht bekannt. In 90 % der Fälle sind Frauen im Alter von 30-60 Jahren betroffen, symptomfreie Phasen treten in 50 % der Fälle entweder spontan oder unter Behandlung auf und halten Wochen bis Monate an. Der Neurologe sieht sie meist nach umfassender Diagnostik und verschiedenen Eingriffen wie Zahnextraktionen, Wurzelbehandlungen, nach Versorgung mit Gebissschienen und Kieferprothesen, nach Thermokoagulation des N. trigeminus und wiederholten Kieferhöhlen-Operationen.
Ätiologie
Der atypische Gesichtsschmerz geht in mehr als 60% mit unterschiedlichen psychischen Auffälligkeiten einher. Die positiven Effekte von Antidepressiva beruhen aber nicht nur auf ihren antidepressiven Eigenschaften, sondern auch auf ihren zusätzlichen analgetischen Effekten. Diskutiert werden zum einen eine Veränderung der Schmerzschwelle in der Eintrittszone des N. trigeminus und zum anderen Mikrotraumata, die zu einer kontinuierlichen neuronalen Stimulation mit Spontanaktivität im Trigeminusnerven führen. Vorstellbar ist, dass eine periphere Läsion des Nerven und der Nervenwurzeln in der Nähe des Hirnstammes ektopische Aktionspotentiale mit ephaptischen Fehlschlüssen auslösen kann, die vom Trigeminuskern nicht mehr supprimiert werden und dadurch Schmerzen verursachen. Eine zusätzliche Läsion des peripheren Nerven, z.B. durch einen chirurgischen Eingriff, bewirkt dann die Akzentuierung und Chronifizierung der Symptomatik.
Diagnostik
Die Differentialdiagnose des atypischen Gesichtsschmerzes betrifft neben raumfordernden und infektiösen Prozessen den cervikogenen Kopfschmerz, den Clusterkopfschmerz, die Trigeminus- und Glossopharyngeusneuralgie, die postzosterische Neuralgie, den Gesichtsschmerz zentraler Genese, das Kiefergelenksyndrom, das myofasciale Schmerzsyndrom, das Sjögren-Syndrom und die Trigeminusneuropathie. Die Ausschlussdiagnostik umfasst neben einer neurologischen Untersuchung eine zahnärztliche, HNO-ärztliche und augenärztliche Stellungnahme, je nach Verdachtsdiagnose Röntgenaufnahmen der Nasennebenhöhlen bzw. eine CCT oder MR. Gesucht werden muss nach intracraniell gelegenen Tumoren des N. trigeminus oder seines Ganglions, Raumforderungen im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels, Tumoren der Schädelbasis, der Orbita und des Nasopharynx sowie Infektionen im Bereich der Kiefer oder in Folge von Zahnextraktionen.
[B]Trigeminusneuralgie[/B]
Klinik
Patienten mit Trigeminusneuralgie (TN) leiden unter extrem heftigen, scharfen, elektrisierenden, blitzartig einschießenden, durch Kauen und Sprechen auslösbaren Schmerzattacken. Die Dauer beträgt Sekunden, gelegentlich auch bis zu 2 Minuten. Schmerzattacken können durch einfachste Berührung, z. B. mit einem Haar, ausgelöst werden. Andere Auslöser sind kalte Luft, Sprechen, Kauen, mimische Bewegungen, Zähneputzen und emotionaler Stress. Die sogenannten Triggerzonen können sehr klein sein, manchmal nur ein bis zwei Millimeter. Multiple Attacken können täglich über Wochen bis Monate auftreten. Interiktale dumpfe, brennende oder klopfende Schmerzen können vorkommen, auch in Form eines Prodromalstadiums. Am häufigsten sind die Äste V2 und V3 betroffen, entweder allein oder in Kombination, selten (4-17 %) die Äste V1, V2 und V3 zusammen.
Ätiologie
Bei der idiopathischen TN handelt es sich meist um ein vaskuläres Kompressionssyndrom mit pathologischen Kontakten zwischen einem (elongiertem) Gefäß und der Nervenwurzel unmittelbar nach Austritt aus dem Hirnstamm, im Falle der TN meist der Arteria cerebelli superior. Durch ständige Pulsationen entstehen segmentale Demyelinisierungen der jeweiligen Nervenwurzel mit ephaptischen Fehlverbindungen, die als Ursache der Schmerzen angesehen werden. Experimentelle Demyelinisierung in diesem Bereich führt zur Entstehung von ektopischen repetitiven Aktionspotentialen. Die Spezifität und Sensitivität der Korrelation zwischen dem MRT-Befund eines Gefäß-Nerven-Kontakts und der Symptomatik der TN liegt in den jüngeren Studien eher unter 80 %, wohingegen die Korrelation zwischen dem MRT-Nachweis von Plaques im Hirnstamm bei MS und der TN besser zu sein scheint. Die Darstellung sollte Magnetresonanzangiograpie mit der genauer Beurteilung der Einzelschichten aus dem Schichtstapel umfassen, um etwaige Gefäßschlingen in direkter Nachbar-schaft zu detektieren sowie engschichtige coronare und axiale Darstellung des Kleinhirnbrückenwinkels und Ganglion Gasseri in T1 und T2-Gewichtung, sowie T1 mit Kontrastmittel und optional mit Fettsättigung umfassen. Umstritten ist daher, inwieweit es überhaupt eine „idiopathische“ TN gibt. Wahrscheinlich entsprechen die bislang als „idiopathisch“ klassifizierten Formen einer im MRT nicht nachweisbaren Form der vaskulären (Mikro-) Kompression.
TN aufgrund von Hirnstammläsionen bzw. raumfordernder Prozesse, wie Akustikusneurinome oder anderer Prozesse im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels kommen differentialdiagnostisch in Betracht. Sie werden von der IHS als „Symptomatische Trigeminusneuralgie“ klassifiziert. Sie führen indirekt zu einem pathologischen Gefäß-Nervenkontakt, da die Raumforderung die Wahrscheinlichkeit einer vaskulären Kompression begünstigt.
Bei der multiplen Sklerose als Ursache für eine Trigeminusneuralgie führt die Schädigung der Myelinscheide im Bereich der Eintrittsstelle der Nervenwurzel zu den Schmerzattacken. Die Abgrenzung symptomatischer Formen ist vor allem in Hinblick auf die Wahl invasiver Therapiemaßnahmen von Bedeutung. Es gibt zudem bei der MS aufgrund von Fallbeobachtungen eine Evidenz für eine spezifische Behandlung dieser Form mit Misoprostol 3 * 200 mg. Außerdem gibt es offene Studien, die auf eine Wirksamkeit von Lamotrigin und Gabapentin hinweisen.
Unter einer ebenfalls differentialdiagnostisch in Betracht zu ziehenden Trigeminusneuropathie versteht man Schmerzsyndrome nach Läsionen des N.trigeminus (durch Trauma, HNO-ärztliche und zahnärztliche Eingriffe, Zustand nach destruktiven Eingriffen im Bereich des N. trigeminus). Klinisch findet sich hier häufiger ein zusätzlicher Dauerschmerz zwischen den Attacken sowie eine Sensibilitätsstörung im Trigeminusversorgungsbereich. Die Kombination von Trigeminusneuralgie und Clusterkopfschmerz scheint eine eigene Entität darzustellen.
[B]Processus-styloideus-Syndrom (Eagle-Syndrom)[/B]
Das Schmerzbild ist gekennzeichnet durch länger anhaltende bohrende und drückende halbseitige Gesichtsschmerzen, die oft mit seitengleichen Kopfschmerzen vergesellschaftet sind. Als mögliche Ursachen gelten ein verlängerter Processus styloideus oder auch eine Insertionstendopathie. Therapeutisch kann die Spitze des Processus styloideus operativ entfernt werden. Bei einer Insertionstendopathie können wiederholte Infiltrationen mit einem Lokalanästhetikum, auch mit Kortikoidzusatz hilfreich sein.
[B]Iatrogene Gesichtsschmerzen[/B]
Nach chirurgischen Interventionen wegen Gesichtsschmerzen tritt in seltenen Fällen die gefürchtete Anaesthesia dolorosa auf. Diese kann auch noch Monate nach der Operation einsetzen. Anfänglich bestehen Missempfindungen, die sich allmählich ins Unerträgliche steigern. Der Schmerzcharakter wird von den betroffenen Patienten oft mit brennend und glühend bezeichnet, manchmal auch als “rohes Fleisch” im Gesicht. Diese heftigsten, symptomatischen Gesichtsschmerzen sind leider äußerst therapieresistent. Meist kommt man um die Verordnung von Betäubungsmitteln nicht herum.
Wenn chronische Gesichtsschmerzen längerfristig bestehen, so ist davon auszugehen, dass bereits ein Chronifizierungsgrad II oder III (Mainzer Stadieneinteilung) vorliegt. In diesen Fällen ist eine rein somatische (= körperliche) Behandlung kaum mehr ausreichend, sondern es müssen zusätzlich psychologisch /psychotherapeutische Interventionen erfolgen.
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Chronische sekundäre Gesichtsschmerzen mit intrakranieller Ursache[/B]
5% aller paroxysmalen Schmerzen im Trigeminus-Bereich sind auf einen Tumor, hauptsächlich im Bereich der Felsenbeinspitze zurückzuführen. Aber auch ein Kleinhirnbrückenwinkeltumor oder ein Aneurysma der A. carotis interna im infraklinoidalen Bereich kann eine “idiopathische” Trigeminusneuralgie auslösen. Darüber hinaus ist bekannt, dass ständiger mechanischer Druck auf die Trigeminuswurzel, z.B. durch eine Gefäßschlinge, paroxysmale Schmerzen auslösen kann, aber nicht muss, denn bei Obduktionen wurden entsprechende Befunde erhoben, ohne dass die Patienten zu Lebzeiten an einer Trigeminusneuralgie gelitten hätten. Die Therapie dieser symptomatischen Gesichtsschmerzen richtet sich logischerweise nach dem Grundleiden. Bei Wurzelkompression durch ein Blutgefäß ist die Operationsmethode nach Janetta (1967) meist erfolgreich. Präoperativ ist die Diagnose einer gefäßbedingten Wurzelkompression durch NMR Tomographie möglich. Bei persistierenden Beschwerden ist das Mittel der Wahl wieder Carbamazepin oder Gabapentin. Selten treten atypische Gesichtsschmerzen, also länger anhaltende Schmerzzustände bis hin zu Dauerschmerz nach einem apoplektischen Insult auf. Dass es sich dabei nicht unbedingt um einen Thalamusschmerz handeln muss, beweist die Tatsache, dass teilweise die Gesichtsschmerzen auf eine Behandlung mit Lokalanästhetika ansprechen. Die Wirkung von Antikonvulsiva ist insgesamt unbefriedigend.
[B]Chronische, sekundäre Gesichtsschmerzen mit extrakranieller Ursache[/B]
Eine Vielzahl möglicher Ursachen kann zu symptomatischen Gesichtsschmerzen führen: traumatische und entzündliche Prozesse, Affektionen im Bereich der Nasennebenhöhlen, Zahn- und Kieferaffektionen, Fehlfunktionen der Kiefergelenke, aber auch Affektionen in der Augenhöhle (z.B. Glaukom). Das Schmerzbild entspricht in der Regel den atypischen Gesichtsschmerzen. Primär muss die Ursache therapiert werden, dennoch persistieren häufig die Gesichtsschmerzen, so dass dann die Therapiemaßnahmen zur Behandlung des primären atypischen Gesichtsschmerzes versucht werden können.
[B]Sekundäre Gesichtsschmerzen bei systemischen Erkrankungen[/B]
Bei ca. 8-15% aller Patienten mit multipler Sklerose treten im Verlauf der Erkrankung Gesichtsschmerzen auf, die wie eine idiopathische Trigeminusneuralgie imponieren. Zur Therapie ist zunächst Carbamazepin oder Gabapentin das Mittel der Wahl. Nach unserer Erfahrung sprechen diese paroxysmalen Trigeminus-Attacken auch sehr gut auf die Behandlung mit Lokalanästhetika an. Seltener treten chronische Gesichtsschmerzen im Rahmen einer Polyneuropathie (Diabetes mellitus, alkoholtoxisch) auf. In der Regel imponieren die Beschwerden wie atypische Gesichtsschmerzen. Meist ist mit Lokalanästhetika ein zufrieden stellendes Behandlungsergebnis zu erzielen.
Kardial bedingte Gesichtsschmerzen: Bei linksseitigen, atypischen Gesichtsschmerzen im Bereich des N. mandibularis sollte immer eine internistische Untersuchung erfolgen, unter besonderer Berücksichtigung der koronaren Durchblutungssituation. Meist besteht bereits eine entsprechende Medikation. Nach Optimierung derselben klingen die linksseitigen Unterkieferschmerzen oft prompt ab.
Polyneuropathie
In der Praxis dominieren mit je einem Drittel der Fälle die alkohol ische und die diabetische Genese (Neundörfer 1988.). In unklaren Fällen ist vor allem an exotoxische Ursachen durch Medikamente (Vinca-Alkaloide, Nitrofurantoin u.a.m.) sowie Gewerbegifte zu denken, daneben kommen endotoxische (Porphyrie, Urämie) und evtl. infektiöse Ursachen (Borreliose, Erlichose; Zeckenbisse) in Frage. Die Patienten klagen über anhaltende, brennende Schmerzen im Versorgungsgebiet peripherer Nerven, Parästhesien, Hyperästhesien und Hyperpathie (= gesteigerte Berührungsempfindlichkeiten), Druckschmerzhaftigkeit von Nerven und Muskeln sowie evtl. über motorische Reizerscheinungen (Crampi) (Gerstenbrand et Rumpl 1988.). Charakteristisch sind socken- bzw. handschuhförmige Sensibilitätsstörungen (= Störungen der Empfindlichkeit). Die Behandlung dieser Nervenschmerzen erfolgt in erster Linie kausal, also der Ursache entsprechend: bei Diabetes mellitus Optimierung der Zuckereinstellung, bei Polyneuropa thie Verzicht auf „Nervengifte“ wie z.B. Alkohol.
[B]Phantomschmerzen [/B]
Diese Nervenschmerzen treten meist unmittelbar nach der Amputation auf. Wir sehen jedoch immer wieder Fälle, bei denen sich Phantomschmerzen erst nach Jahren, in Ausnahmefällen sogar erst nach Jahrzehnten, einstellten. Die Angaben zu Schmerzperiodizität und Schmerzqualität lassen kein einheitliches Muster erkennen. Bei der Abfrage der Schmerzqualität dominieren Begriffe wie “brennend”, “schneidend” und “wie eingeklemmt”. Überwiegend wird ein attackenförmiger Schmerzverlauf angegeben, wobei die Attacken minuten- bis tagelang dauern können. Bei fast allen Patienten mit Phantomschmerzen liegt eine klimatische Schmerzmodulation vor.
[B]Schmerzen bei Fibromyalgie[/B]
In den Krankheitsstatistiken taucht die die Diagnose “Fibromyalgie” zunehmend häufiger auf, aber nicht etwa, weil die Krankheitsfälle zugenommen haben, sondern weil die Fibromyalgie zunehmend eher erkannt bzw. diagnostiziert wird. Diese Seite soll dazu beitragen, die Fibromyalgie möglichst frühzeitig zu erkennen, damit die betroffenen Patienten rasch einer adäquaten Therapie zugeführt werden können und damit einer speziellen Schmerztherapie. Die Fibromyalgie ist eine häufig auftretende Erkrankung, die nicht auf bestimmte soziologische und ethnische Gruppen sowie Rassen beschränkt ist. Ca. 0,7 bis 3,2% der Bevölkerung sind von dieser Krankheit betroffen, Frauen 5-10 mal häufiger als Männer. Die Fibromyalgie tritt am häufigsten bei Frauen zwischen 20 und 50 Jahren auf, ist aber auch bei älteren Patienten immer wieder anzutreffen.
Die Fibromyalgie ist durch eine Vielzahl diffuser, breitflächiger, spontan schmerzhafter Regionen mit wechselnden “rheumatischen” Beschwerden im muskuloskelettalen System bei insgesamt deutlich erniedrigter Schmerzschwelle gekennzeichnet. Es liegt eine Kombination von psychischen, neurologischen und funktionellen Störungen vor.
Sie sehen es gibt viel … und noch viel mehr 😉 ich würde aber vorerst mal bei den Zähnchen bleiben und mir mehrere Meinungen anhören … bezüglich Neuropahtie … Pathie bedeutet krank, Neuro beschreibt den Nerv … Neuropathie sagt also nur, dass ein Nerv “krank” ist, sagt aber noch nichts über die Ursache …