Sehr geehrter Herr Dr. Belsky,
ich bin relativ verunsichert was die Verdachtsdiagnose einer Osteomyelitis betrifft. Bzw. habe auch eine Verständnisfrage.
Zuerst kurz der Hintergrund: am 16.10 wurden mir alle Weisheitszähne (Vollnarkose) entfernt. Die unteren waren wohl sehr tief und es musste einiges an Knochen gefräst werden. Danach habe ich KEIN Antibiotikum bekommen (trotz Vorerkrankungen wie Diabetes Typ 1 und Perikarditis). Ich persönlich fand das fragwürdig, musste aber dem Chirurgen vertrauen – selbst komme ich ja nicht an ein Antibiotikum. 5 Tage später zog er bereits die Fäden. 10 Tage später hatte ich trotz mehrfacher Kontrollen beim Chirurgen kein gutes Gefühl und bin zur Hauszahnärztin. Diese verschrieb mir sofort Antibiotikum und meinte, die Wunde hätte sich geöffnet und wäre voll mit Eiter. Ab dem 25. 10. habe ich dann Tamponaden bekommen (bis heute).
Am 31. 10. hat es beim Beißen auf etwas mittelhartes extrem laut im rechten Unterkiefer gekracht. Seitdem dort Schmerzen. Bin dann zum Zahnarzt-Notdienst. auf dem „normalen“ Röntgenbild war nichts zu sehen. Nach 2 Wochen wurde die Antibiose abgesetzt. 4 Tage später war die Entzündung wieder da. Ich habe dasselbe Antibiotikum (Amoxicillin) bekommen für 7 Tage. Weiterhin tamponiert. Am 20.11. wurde Amoxicillin wieder abgesetzt. Am 23. 11. hat meine Zahnärztin mir dann gesagt, sie habe eine Osteomyelitis im Verdacht, da ich immer noch Kieferschmerzen rechts unten habe bzw. die Wunde immer noch nicht wirklich heilen würde. Allerdings kein Fieber, Zähne passen gut aufeinander etc. Schmerzen sind auch auf jeden Fall auszuhalten und eher Druckschmerzen (also wenn man von außen drückt). Sie schickte mich dann ins Krankenhaus. Dort hat der Arzt etwas „herumgedrückt“, sich die Wunde angeschaut und gefragt ob die Lippe taub wäre oder kribbelt (tut sie nicht). Er sagt, momentan würde er ungern ein CT machen, da ich so oft geröntgt worden bin in den letzten 2 Monaten (3 mal Kiefer, einmal Lunge) und er mich der Strahlenbelastung nicht aussetzen will.
Ich habe rechts unten wie gesagt leichte Schmerzen, die auch bis ins Kinn ausstrahlen, aber kein starker Schmerz. Der Arzt meinte auch, die Mundöffnung würde ganz normal und gut funktionieren. Die Wund sieht mittelmäßig aus, ist auf jeden Fall noch nicht gut, die Löcher sind sehr tief.
Meine Fragen:
1) Kann man eine akute Osteomyelitis haben ohne starke Beschwerden wie SEHR starker Schmerz, taube Lippe, Fieber etc.?
2) Müssten denn nicht die Entzündungswerte hoch sein bei Osteomyelitis (insb. BSG und CRP)? Weil dann könnte man ja das mal überprüfen…
3) Ließe sich über MRT etwas feststellen?
4) Was wären Konsequenzen Gesetz des Falles, man würde eine Osteomyelitis übersehen? Bzw. würde ich das merken, wenn es wirklich eine wäre und jetzt warte? Dann müsste es ja schlimmer werden.
5) Das Krachen am 31.10 war wirklich sehr laut. Auf dem Röntgenbild konnte man keinen Bruch sehen. Die Zahnärztin meinte jedoch, ein Haarriss wäre möglich und dort hätten sich evtl. Bakterien abgesetzt. Daher hätte sich daraus die Osteomyelitis entwickeln können. Passt das zu meinen Beschwerden? Bzw. ich habe bis auf einige Tage dazwischen auch Antibiotikum (Amoxicillin) genommen. Kann das dann überhaupt sein?
Ich bin natürlich verunsichert, weil dieser Prozess der Wundheilung jetzt schon 6 Wochen dauert und ich 3-4 Mal pro Woche beim Zahnarzt bin um die Tamponaden zu wechseln… Es belastet mich langsam sehr. Zumal ich nur gute Geschichten höre, bei denen nach 2 Wochen alles verheilt war…
Seit letztem Freitag nehme ich auch wieder Antibiotikum, Clindamycin.
Vielen, vielen Dank und freundliche Grüße,
Sophia
Sehr liebe Sofia!
Zuerst kurz der Hintergrund: am 16.10 wurden mir alle Weisheitszähne (Vollnarkose) entfernt. Die unteren waren wohl sehr tief und es musste einiges an Knochen gefräst werden. Danach habe ich KEIN Antibiotikum bekommen (trotz Vorerkrankungen wie Diabetes Typ 1 und Perikarditis).
Wenn das so stattgefunden hat, dann liegt hier ein Arztfehler vor, denn die geltenden Empfehlungen lauten Antibiotikagabe. Ob dadurch eine Knochenentzündung verhindert worden wäre ist jetzt einmal dahingestellt.
5 Tage später zog er bereits die Fäden. 10 Tage später hatte ich trotz mehrfacher Kontrollen beim Chirurgen kein gutes Gefühl und bin zur Hauszahnärztin. Diese verschrieb mir sofort Antibiotikum und meinte, die Wunde hätte sich geöffnet und wäre voll mit Eiter. Ab dem 25. 10. habe ich dann Tamponaden bekommen (bis heute).
Wunden im Mund heilen immer von innen nach außen, eine Wundöffnung ist also ein normales Phänomen. Ob nun in der Wunde wirklich Eiter war, oder Fibrin sei jetzt auch wieder dahin gestellt, denn ich habe eine Verwechslung in der Praxis von Kollegen sehr häufig erlebt. Ob nun Bakterien durch die Tamponaden oder die OP eingeschleppt wurden, wird schwierig zu klären sein, beides ist möglich. Wobei ja auch überhaupt keine Osteomyelitis vorliegen muss.
1) Kann man eine akute Osteomyelitis haben ohne starke Beschwerden wie SEHR starker Schmerz, taube Lippe, Fieber etc.?
Eher nein, eine OM geht immer mit bestimmten Symptomen einher.
2) Müssten denn nicht die Entzündungswerte hoch sein bei Osteomyelitis (insb. BSG und CRP)? Weil dann könnte man ja das mal überprüfen…
Nein
3) Ließe sich über MRT etwas feststellen?
https://vimeo.com/99683016QUOTE]4) Was wären Konsequenzen Gesetz des Falles, man würde eine Osteomyelitis übersehen? Bzw. würde ich das merken, wenn es wirklich eine wäre und jetzt warte? Dann müsste es ja schlimmer werden.
entweder sie heilt von alleine aus, oder geht in eine chronische über.
5) Das Krachen am 31.10 war wirklich sehr laut. Auf dem Röntgenbild konnte man keinen Bruch sehen. Die Zahnärztin meinte jedoch, ein Haarriss wäre möglich und dort hätten sich evtl. Bakterien abgesetzt. Daher hätte sich daraus die Osteomyelitis entwickeln können. Passt das zu meinen Beschwerden? Bzw. ich habe bis auf einige Tage dazwischen auch Antibiotikum (Amoxicillin) genommen. Kann das dann überhaupt sein?
das ist ein konstrukt eines laien, eine fraktur hat wenig mit der om zu tun.
knochenheilung dauert 8-12 wochen und in dieser zeit kann es immer wieder mal zwicken.
Sehr geehrter Herr Dr. Belsky,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Dass es seitens des Chirurgen falsch war, mir kein Antibiotikum zu geben, habe ich mittlerweile von vielen Seiten gehört. Ich ärgere mich natürlich unglaublich darüber, weil ich sogar noch gesagt habe, dass ich denke es wäre sinnvoll auf Grund der Vorerkrankungen. Er meinte jedoch er würde es immer ohne Antibiotikum hinbekommen – und ohne Rezept natürlich keine Antibiose als Patient. Leider kann ich es nicht rückgängig machen. Ich werde aber bei Gelegenheit mal zum Chirurgen gehen und ihm die Komplikationen mitteilen (natürlich mit Fragezeichen versehen ob es die Komplikationen verhindert hätte).
Ich habe noch eine Anschlussfrage auf ihre Antwort: Wie sollte jetzt das weitere Vorgehen sein? Sie sprachen ja davon, dass man eine OM am besten mit einer Knochenszintigrafie diagnostizieren kann. Aber auch, dass davor mindestens ein Jahr keine OP sein sollte. Leider war meine OP ja am 16.10.2017. D.h. was kann jetzt derzeit gemacht werden um eine OM festzustellen oder auszuschließen? Würde man das denn im DVT sehen? Weil wenn nicht, würde ich mich der Strahlenbelastung auch nicht aussetzen. Ich hatte jetzt wie erwähnt 4 Röntgenaufnahmen in 2 Monaten und das finde ich schon mehr als genug. Bzw. ich muss auch ehrlicherweise sagen dass meine Schmerzen nicht extrem sind, also es ist auf jeden Fall gut auszuhalten (ich denke bzw. hoffe, dass es dann eher keine OM ist). Meine Hauszahnärztin findet es nur merkwürdig dass ich über 6 Wochen nach der Weisheitszahnentfernung immer noch Beschwerden im rechten Unterkiefer habe und diese auch ausstrahlen.
Andererseits hätte ich gerne Klarheit darüber und würde gerne (falls es sich im Moment um eine akute OM handelt ) verhindern, dass diese in eine chronische übergeht – ich bin mit meinen anderen Vorerkrankungen einfach schon genug bedient :rolleyes:
Interessehalber würde ich gerne noch wissen, warum bei einer OM die Entzündungswerte nicht erhöht sind- normalerweise spricht ja insbesondere das CRP ganz „toll“ auf bakterielle Entzündungen an. Warum ist das beim Knoche nicht der Fall?
Vielen Dank und toll, dass Sie die Energie für so ein Forum aufbringen!
Sophia
sehr liebe sophia!
Sie sprachen ja davon, dass man eine OM am besten mit einer Knochenszintigrafie diagnostizieren kann. Aber auch, dass davor mindestens ein Jahr keine OP sein sollte. Leider war meine OP ja am 16.10.2017. D.h. was kann jetzt derzeit gemacht werden um eine OM festzustellen oder auszuschließen?
wenn es keine objektiven aktivitätszeichen wie schwellung, rötung, fistelbildung usw gibt, nichts machen, zuwarten.
Würde man das denn im DVT sehen?
nein
Weil wenn nicht, würde ich mich der Strahlenbelastung auch nicht aussetzen. Ich hatte jetzt wie erwähnt 4 Röntgenaufnahmen in 2 Monaten und das finde ich schon mehr als genug.
egal, nach einem unfall werden sie 10-20 mal geröngt und durchs ct gejagt – kein problem …
Interessehalber würde ich gerne noch wissen, warum bei einer OM die Entzündungswerte nicht erhöht sind- normalerweise spricht ja insbesondere das CRP ganz „toll“ auf bakterielle Entzündungen an. Warum ist das beim Knoche nicht der Fall?
warum kann ich nicht sagen, es ist eben so – ich kanns schon sagen, werde demnächst ein video machen …
Vielen Dank! Sie müssen dazu auch nicht extra ein Video machen. Ich dachte, es wäre evtl. ganz kurz zu beantworten, z. B. Knochen ist schlechter durchblutet als der Rest, ergo schlägt es sich nicht im CRP wieder.
Danke für die Antworten 🙂
alles gute!