Zahnkippung bedeutet die Neigung der Kaufläche eines Zahnes bezogen auf die Okklusionsebene.
Zähne haben die Tendenz nach vorne zu wandern, der sogenannte Mesialdrift. Dies ist sinnvoll, denn durch Kaubewegungen schleifen sich die Zähne gegenseitig an den Kontaktpunkten ab, würden Zähne nicht nach vorne Wandern „wollen“, dann hätte man irgendwann Lücken zwischen den Zähnen. Fehlt aber ein Zahn, so ist eine typische Folge die, dass die Zähne aufgrund des Mesialdriftes in die vorhandene Lücke kippen – vor allem wenn es sich um einzelne Zähne handelt. Dies führt nicht selten erst nach vielen Jahren zu Beschwerden in der Kiefergelenksregion, denn durch die Zahnkippung wird die Okklusionsebene verändert, die von den Kaumuskeln ausgeübten Kaudrücke werden dann nicht mehr über die Zahnreihen abgefangen, sondern vermehrt über das Kiefergelenk – dieser dauernde Marathonlauf der Kiefergelenke führt häufig zu Kiefergelenksschäden, bis hin zu aufwendigen Kiefergelenksoperationen.
Aber nicht nur das Kiefergelenk kann durch Zahnlücken geschädigt werden, die gekippten Zähne selbst erleiden Schaden. Normalerweise wird der Zahn axial – sprich in seiner Längsachse belastet, die Kaufläche ist in dem Fall parallel zur Okklusionsebene, oder auch Kauebene. Das ist wichtig, denn die Kaudrücke werden durch eine spezielle Aufhängung – dem Desmodont – in eine Zugbelastung einwirkend am Knochen, umgewandelt. Druckbelastungen mag der Körper gar nicht, auf Druck reagiert der Körper immer mit Abbau.
Sie kennen das, alte Menschen liegen so lange an einer Stelle, bis der Liegedruck dazu führt, dass es zu Wunden – sogenannte Decubita – kommt. Wieso – nun, wenn Sie mit dem Finger Ihre Haut eindrücken, dann resultiert ein weißer Fleck, die Hautstelle wurde während der Ausübung des Fingerdruckes aufgrund abpressen der Hautgefäße nicht durchblutet – deswegen wird die Haut weiß, dauert dieser blutarme Zustand zu lange an, dann stirbt die Haut aufgrund Nährstoffmangel ab.
Der Körper hat dieses „Druckproblem“ bei den Zähnen mit einer bindegewebigen Aufhängung gelöst, sobald auf den Zähnen ein Druck ausgeübt wird, resultiert am Knochen ein Zug. So umgeht der Körper Druckstellen, dieser einzigartige Mechanismus funktioniert aber nur dann, wenn der Zahn in seiner Längsachse belastet wird. Kommt es nun zu Zahnkippungen, dann ist dieser Mechanismus außer Kraft gesetzt, durch das Kauen entstehen am Knochen wieder Druckbelastungen – dies führt häufig zu Knochenabbau und schließlich nach Jahren zu Zahnverlust. Deshalb ist es wichtig Zahnlücken zu schließen, sei es durch einen abnehmbaren Zahnersatz – Teilprothese, oder aber durch einen festsitzenden Zahnersatz – z.B. ein Implantat Zahn, denn nur so werden Zahnkippungen vermieden. Wer zu lange wartet, hat oftmals den doppelten Schaden!