Sialorrhoe bedeutet zu viel Speichelfluss und damit verbundener unbeabsichtigter Speichelverlust aus der Mundhöhle.
Sialorrhoe ist ein normales Phänomen bei Kleinkindern vor der Entwicklung der neuromuskulären Kontrolle des Mundtraktes (18. bis 24. LM). Sialorrhoe jenseits des 4. Lebensjahres wird als abnormal angesehen.
Man unterscheidet erworbene von angeborener Sialorrhoe – sogenannte primäre Sialorrhoe. Erworbene Sialorrhoe tritt z.B. bei bestimmten Hirnerkrankungen (Cerebralparese, Parkinson, ALS) auf, nach schweren Schädel-Hirn-Verletzungen und Hirnstamminfarkten auf. Bestimmte Medikamente können auch zu Sialorrhoe führen.
Eine primäre Sialorrhoe ist selten, generell leiden Patienten mit Sialorrhoe unter häufigen Hautläsionen um den Mundbereich und Infektionen.
Unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache stellt die Behandlung der Sialorrhoe mit Botulinum-Toxin die Therapie der 1. Wahl dar. Die Therapie erfolgt als Injektion geringer bis mittlerer Dosen von Botulinum-Toxin in die Speicheldrüsen. Um die Treffsicherheit zu erhöhen wird manchmal eine ultraschallgezielte Injektionstechnik verwendet.
Mit dem Wirkeintritt ist nach 2-3 Tagen, mit dem Wirkmaximum nach ca. 10 Tagen zu rechnen. Die Wirkdauer schwankt zwischen 2 und 6 Monaten. Irrtümliche Injektion in die Kaumuskulatur kann zu Schwächung der Kaumuskulatur führen. Bei zu hoher Dosierung kann die Speichelproduktion zu stark reduziert werden. Als Folge können Zahnfleisch- und Zahnhalsprobleme auftreten. Zur Behandlung können Speichelersatzlösungen zum Einsatz kommen.